Brüssel, den 4. November 2019 — Die Probleme sind eindeutig: chronische Krankheiten nehmen zu, die Umwelt und das Klima sind bedroht und Ungleichheiten wachsen, denn benachteiligte Bevölkerungsgruppen sind in besonderem Maße einem erhöhten Gesundheitsrisiko und den negativen Effekten des Klimawandels ausgesetzt.
Aber wir haben Lösungen. Durch integrierte Governance können Fragen der Umwelt, der Gesundheit und der Chancengleichheit gemeinsam adressiert werden. Partizipative Ansätze erlauben es Bürgerinnen und Bürgern, Einfluss auf die Gestaltung der Politik zu nehmen, die sie direkt betrifft. Menschen zu Verhaltensänderungen zu befähigen und zu ermutigen ist ein essentieller, aber oftmals unbeachteter Aspekt des Wandels hin zu mehr Nachhaltigkeit. Sicherzustellen, dass Politik nicht zu einer weiteren Vergrößerung von Ungleichheiten führt, ist nicht nur gerecht, es ist auch wichtig für die Gesellschaft insgesamt.
Entscheidungsträgerinnen und -träger auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene sind von maßgeblicher Bedeutung und können konkrete Schritte unternehmen, um diese Lösungen umzusetzen.
Heute werden eine Reihe von Policy Briefs veröffentlicht, die als Orientierungshilfe für Entscheidungsträgerinnen und -träger dienen, mit dem Ziel ökologische Nachhaltigkeit, Gesundheit und gesundheitliche Chancengleichheit zu fördern und somit einen „Triple-win“ zu erreichen. Die Policy Briefs legen einen Fokus auf integrierte Governance, Verhaltensänderung und gesundheitliche Chancengleichheit und adressieren die Bereiche Wohnen und Grünflächen, Mobilität und Lebensmittelkonsum. Sie beinhalten Handlungsempfehlungen, präsentieren konkrete Beispiele von dem, was in verschiedenen Kontexten in ganz Europa erreicht werden kann und schon erreicht wurde, und stellen Möglichkeiten der Ausweitung heraus. Die Policy Briefs wurden im EU-geförderten Horizon 2020 INHERIT-Forschungsprojekt (2016-2019) entwickelt..
Integrierte Governance ist unentbehrlich, um Synergien auszunutzen und kann durch strategische, sektorübergreifende Ziele gefördert werden. Dadurch wird eine gemeinsame Planung und Finanzierung begünstigt und es entstehen institutionelle Kulturen, die Zusammenarbeit mehr wertschätzen als individuellen Erfolg. Zum Beispiel fanden durch die STOEMP-Initiative, die Teil des preisgekrönten stadtweiten Gent en Garde-Programms (Belgien) ist, eine Reihe lokaler Regierungsakteure und -sektoren zueinander, um gesundes und nachhaltiges Essen für jeden verfügbar zu machen.
Die Auswirkungen von Verhalten von Beginn des Politikprozesses an zu verstehen und einzubeziehen kann Entscheidungsträgerinnen und -träger helfen, jeden mit den Fähigkeiten, den Möglichkeiten und der Motivation auszustatten, nachhaltige Veränderungen anzustoßen. Zum Beispiel können schulische Maßnahmen, die sicherstellen, dass Kinder im Schulumfeld eine Verbindung zur Natur aufbauen, von ihr lernen und gesunde, nachhaltig produzierte Lebensmitteln genießen, ihnen dabei helfen, im Lauf ihres Lebens bessere Gewohnheiten zu entwickeln. Dies ist das Ziel der GemüseAckerdemie an Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Gesundheitliche Chancengleichheit kann in der Praxis gefördert und etabliert werden, indem aktive Fortbewegung für jeden einfacher gestaltet wird, bedürfnisgerechte und ansprechende Grünflächen für jeden zugänglich gemacht sowie Obst und Gemüse subventioniert werden. Die Gemeinde Malvik (Norwegen) hat beispielsweise in einem partizipativen Prozess eine stillgelegte Eisenbahnstrecke in einen Fußpfad umgewandelt, der nun zunehmend vor allem von sozioökonomisch benachteiligten Menschen genutzt wird.
Im Dezember wird INHERIT die Policy Briefs durch ein umfangreiches Policy Toolkit ergänzen, das auf diesen Elementen aufbauen und sie weiterentwickeln wird. Ebenso einbezogen werden die Themen Kooperation mit dem privaten Sektor, sinnvolles öffentliches Engagement sowie
Erziehung und Bildung für den Triple-win.
Die Ergebnisse des Projektes werden auf der hochrangigen Konferenz „A Future for all to INHERIT: Taking Action Now“ diskutiert, die am 10. Dezember 2019 in Brüssel stattfindet. Auf der Konferenz werden EU-Gesundheitsminister, Mitglieder des Europäischen Parlaments, lokale Entscheidungsträgerinnen und –träger, führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Ökonomen vor dem Hintergrund der Ziele für nachhaltige Entwicklung darüber debattieren, was heute für eine sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltigere Zukunft getan werden kann.
Weitere Informationen zu INHERIT, einschließlich der Abschlusskonferenz, finden Sie auf der Webseite oder auf Twitter.